Spiegel deiner Gefühle

Kennst du die Aussage "Alles, was dich an einem Anderen stört, stört dich eigentlich an dir selbst"?
Ich habe sie jahrelang nicht wirklich verstanden. Wenn ich also finde, jemand ist gemein oder egoistisch, soll ich eigentlich selbst gemein oder egoistisch sein, es noch nicht bemerkt haben bzw. unbewusst ablehnen an mir selbst?
Das soll die einzig richtige Antwort sein?

Ich habe es immer sehr direkt genommen und konnte dem nie aufrichtig zustimmen bzw. muss man da mehr differenzieren und kann nicht jede Situation pauschalisieren.

Was ist jedoch, wenn man die Aussage nicht wortwörtlich nimmt? Wenn man es umwandelt in "Was dich an einem Anderen stört, ist ein Hinweis für dich, was bei dir gerade aus dem Gleichgewicht geraten ist?" Was dich bei einem Anderen stört,
ist das Ergebnis deiner Gedanken und Gefühle und das stört dich im eigentlichen Sinne und nicht der Andere.

Die Idee geht Richtung Spiegelgesetz, wie im Innen, so im Außen.

Nur dass es eben kein direkter Spiegel ist, sondern ein Aufhänger, der dir was über dich selbst und deine Gefühle verrät. Wenn dich an einem Anderen etwas stört, hast du eigentlich gerade ein Problem. Wenn du unangenehme,
negative Gedanken oder Gefühle hast, hast du im Endeffekt ein Problem mit dir selbst. Was dich an einem Anderen stört, stört dich eigentlich an dir selbst, zumindest die Hintergründe des vermeintlichen Fehlverhaltens des Anderen.

Betrachte das bitte nicht als Extrem. Suche jetzt nicht andauernd nach Ursachen bei dir selbst und ich würde mich nie hinstellen und behaupten, dass andere Menschen nie Fehler machen.

Doch die Sache ist die, was dir als Fehler oder falsches Verhalten von jemand anderen vorkommt, ist davon abhängig,
was deine eigenen Werte sind und diese beeinflussen deine Gefühle.

Was du denkst, was du fühlst, was du willst, wo deine Grenzen lang laufen, all das entscheidet darüber, ob sich jemand anderes in deinen Augen falsch verhalten hat. Weil es im eigentlichen Sinne nicht um die Frage geht, was jemand falsch gemacht hat. Sondern darum, ob sein Verhalten bei dir unerwünschte, negative Gefühle und Gedanken ausgelöst hat.

Und statt bei dir zu bleiben und über deine möglicherweise verletzten Gefühle zu reflektieren, wird die Schuld im Außen gesucht. Da hat jemand etwas ausgelöst, das gefällt dir nicht und du stürzt dich auf den Auslöser, statt die eigentliche Ursache zu betrachten.

Wenn du mir nicht glaubst, stelle dir nur mal einen Moment vor, wie du an einem schlechten Tag reagierst, im Vergleich
zu einem guten. Wie verhalten sich da deine Gefühle und Gedanken? Du hast schlecht oder wenig geschlafen,
du hast Stress, vielleicht wenig gegessen und dann atmet ein Kollege zu laut, schlägt eine Tür zu laut zu, schmatzt zu viel beim Kauen... Die Idee ist klar, oder?
An einem schlechten Tag ist es sehr leicht, uns und unsere Gefühle zu reizen. Da reichen Kleinigkeiten, damit unsere
eh schon Anspannung in ungeahnte Höhen explodiert und unsere Gefühle schreien.

Jetzt stelle dir dieselben Dinge an einem guten Tag vor. Einen Tag, wo du ausgeglichen bist, konzentriert, vielleicht sogar glücklich. Bemerkst du bestimmte Kleinigkeiten überhaupt und wenn ja, können sie dich und deine Gefühle
von 0 auf 100 bringen?

Es waren nie die Kleinigkeiten, es war der Fakt, dass du innerlich schon am Überkochen warst und dann kleine Auslöser reichen, um deine Gefühle zum Vorschein zu bringen.

Hier ist es vielleicht offensichtlich, doch dasselbe lässt sich auf die Psyche übertragen.
An einem kraftvollen, selbstbewussten Tag kann dich da ein kleiner verbaler Patzer eines Mitmenschen auf die Palme bringen? Zweifelst du an dir selbst, nur weil jemand einen abfälligen Kommentar gemacht hat oder wirst du deprimiert,
weil sich jemand etwas achtlos und egoistisch verhalten hat? Deine Gefühle sind eher ausgeglichen und schlagen
nicht über die Stränge.

Wie sieht es dagegen an einem Tag aus, wo deine Psyche eh schon am Durchhängen ist? Bleiben wir bei dem Beispiel mit wenig Schlaf und wenig Essen. Du läufst auf Notstrom und ob du es bemerkst oder nicht, so geht es auch deiner Psyche.

All die kleinen Ängste und Zweifel, die versteckten Gefühle kommen an so einem Tag viel eher ans Tageslicht als an einem guten Tag. Sie sind eigentlich immer da, aber normalerweise sind es kleine flatterhafte Impulse, die man durch Bewusstsein und Entschlossenheit überwinden kann.

An einem schlechten Tag sind sie jedoch so laut, dass es dir wie deine primären Gefühle vorkommt. Dass dir rational zwar bewusst ist, dass du nicht immer so denkst und fühlst und trotzdem kannst du nicht direkt abschütteln, dass du dich heute wie ein Häufchen Elend fühlst.

Und wenn dann noch jemand unachtsam ist und wir grundsätzlich schnell Dinge auf uns beziehen, entsteht da innerhalb von Sekunden eine emotionale Katastrophe.

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Melde dich gerne bei mir für deine persönlichen magischen Impulse.
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Gerade wenn dir frisch etwas widerfahren ist und du starke Gefühle hast, willst du dir eben nicht anhören, dass es dein eigenes Problem sein könnte. Du fühlst dich schlecht, der Andere hat nachweislich etwas gemacht, das bildest du dir doch nicht ein.

Stimmt, du bildest dir nichts ein.

Die Stolperfalle ist, dass du dein persönliches Urteil über den Anderen und deine Gefühle für Fakt hältst. Du schaffst in diesem Moment nicht zu differenzieren, dass du seinem eigentlichen Verhalten eine Intention unterstellt hast und dass es diese interpretierte Intention von dir ist, die dir weh tut.

Es ging nie um den Anderen. Dir tut etwas weh, was der Andere getan hat. Die ganze "Problematik" entsteht nur, weil du negative Gefühle hast. Und entstanden sind sie, weil du die vorliegende Situation bewertet hast. Ob es dir bewusst ist oder nicht, du hast ein Urteil getroffen und dieses Urteil ist das eigentliche, was dir wehtut und deine Gefühle auslöst.
Aber du hältst es nicht für ein Urteil bzw. du hältst es für einen logischen Schluss und setzt ihn darum
mit geschehenen Fakten gleich, obwohl es ein persönliches Urteil war.

Hier kann man wieder zurückführen, dass du an einem guten Tag ein ganz anderes Urteil getroffen hättest. Du hattest eh schon Zweifel, Ängste, schlechte Laune und irgendein Aufhänger, ein kleines Verhalten eines Anderen konfrontiert dich damit, konfrontiert dich mit dir selbst und holt deine Gefühle ans Tageslicht.

Obwohl dich bei einem Anderen etwas stört, sind es deine eigenen Gefühle, die hier das Problem sind. Du lehnst sie ab, willst sie loswerden, suchst Ursachen im Außen. Es bleibt dabei, was dich an einem Anderen stört, stört dich hinter den Kulissen eigentlich an dir selbst.

Nicht das Verhalten des Anderen stört dich, sondern dein eigener Schmerz, dass du Zweifel und Ängste bekommst,
das stört dich. Doch du stellst dich dem nicht richtig und gehst auf Konfrontation mit dem Auslöser, statt die Ursache
deiner Gefühle zu beachten.

Du musst dich nicht zwingend mit dem Gedanken anfreunden, dass dein Innen dein Außen beeinflusst. Du musst und solltest auch nicht glauben, dass andere nie Fehler machen und alles nur deine Schuld ist.

Dennoch sollte dir der Zusammenhang bewusst werden, dass wann immer dich bei einem Anderen etwas wirklich stört und Auswirkungen hat, es im Kern um dich und deine Gefühle geht.

Es geht um deine Ängste, Zweifel und Glaubenssätze. Es geht darum, wann sich dein Ego gekränkt fühlt.
Welche versteckten Unsicherheiten bei dir dafür sorgen, dass du ein achtloses Verhalten eines Anderen persönlich nimmst, dich abgewertet und verletzt fühlt.

Du magst jetzt sagen, dass da was dran ist, aber der Andere sich trotzdem besser verhalten könnte. Doch frage dich an dieser Stelle, was den Anderen bewegt.

Dich hat es vielleicht gekränkt, dass der Andere dir ins Wort fällt, wenig Zeit für dich hat, dir nicht aufmerksam zuhört und anderes... Doch was wäre, wenn auch der Andere einen schlechten Tag hat? Wenn es gar nicht um dich und deine Gefühle geht, er dich nicht respektlos behandeln wollte, keine schlechte Meinung von dir hat, sich nicht überlegen fühlt und
auch kein Egoist ist.

Stelle dir vor, du wärst es, der dir gegenüber steht.

Verhältst du dich immer perfekt achtsam und liebevoll? Hast du immer die Zeit und Geduld auf dein Gegenüber vollwertig einzugehen und auf jede kleine Befindlichkeit seiner Gefühle Rücksicht zu nehmen? Denkst du deswegen schlechter über jemand oder wolltest ihn vorsätzlich abwerten, nur weil du mal nicht perfekt reagiert hast?

Du hast manchmal einfach keine Zeit, du hast mit dir selbst zu tun, du stehst unter Druck und Stress und
versuchst manchmal einfach nur den Tag zu überleben. Du triffst (un)bewusste Entscheidungen für dein Verhalten
aufgrund deiner Gefühle, Umstände und Grenzen. Es hat in der Regel überhaupt nichts mit dem Anderen zu tun und
genau das solltest du im Kopf behalten, wenn dein Ego das nächste Mal mit schönstem Drama loslegt,
nur weil dein Gegenüber unachtsam war.

Es hat in der Regel überhaupt nichts mit dir zu tun.

Und wenn jemand deine Unsicherheiten auslöst, kann er das in der Regel auch nur, wenn schon etwas da war. Die Gefühle waren bereits da. Derjenige ist vielleicht besonders direkt und du hattest zufällig gerade einen dieser Tage, wo du gerne in Watte gepackt werden würdest.

Da sind dann eben 2 Welten aufeinandergeprallt. Doch erst mal, solange kein wirklich faktischer Beweis
fürs Gegenteil vorliegt, will dir niemand weh tun.

Jeder ist mit sich selbst beschäftigt und manchmal löst eine kleine Unachtsamkeit eine Riesenbombe beim Anderen aus.
Und selbst wenn dich jemand angreift, ist nicht gesagt, dass es im eigentlichen Sinne gegen dich und deine Gefühle ging. Derjenige hat mit sich selbst gerade Probleme, erreicht seine Grenzen und schlägt um sich.

Du kannst dich immer darauf konzentrieren, was der Andere falsch gemacht hat und dass er sich bei einer bestimmten Eigenschaft noch ganz dringend verbessern muss.

Doch was hast du persönlich davon? Geht es dir wirklich besser, wenn du für deine Gefühle im Außen die Schuld suchen kannst? Wirst du beim nächsten Mal weniger verletzt, nur weil du einen Täter gefunden hast und dich als Opfer betrachtest?

Du kannst andere Menschen nicht beeinflussen oder erzwingen, dass sie ihre vermeintlich defizitäre Persönlichkeit weiter entwickeln. Doch du kannst in einem ausgeglicheneren Moment schauen, was dich selbst eigentlich verletzt und warum.
Du kannst bemerken, wie schnell du aufgrund eines kleinen Fehlers eines Anderen großes Kopfkino aufziehst und dir selbst ausführlich erklärst, wie falsch der Andere reagiert hat.

Wenn dein Gegenüber mit einer Reaktion so starke Gefühle in dir auslösen kann, was ist dann wahrscheinlicher?
Dass wirklich diese eine Reaktion so fatal war oder dass du starke Blockaden, negative Überzeugungen, allgemein Ängste und Zweifel hast, die dummerweise durch diese eine Reaktion getriggert wurden?

Ist das eigentliche Problem der überschaubare Auslöser oder die Tatsache, dass so leicht so viele Gefühle in dir
ausgelöst werden konnten?

Verstehe mich richtig, du darfst und solltest Grenzen ziehen, wenn jemand in deinen Augen wirklich über griffig und negativ persönlich wird. Doch du solltest unbedingt ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass auch der Andere nur ein Mensch
mit eigenen Problemen ist und dass nicht alles, was in dir starke Gefühle auslöst, automatisch "böses, falsches" Verhalten vom Anderen war.

In dir wurde etwas ausgelöst. Da schaust du bitte hin. Kümmere dich um dich und deine Gefühle. Anstatt vorschnell eine komplette Anklage mit Beweisführung zu erheben, warum dein Gegenüber absolut falsch und verachtenswert reagiert haben soll.

Sehr, sehr viel ist persönliche Bewertung basierend auf deinen eigenen kleinen Unsicherheiten und Ängsten.
Sehr viel spiegelt dir deine eigenen Gefühle und deine Verhaltensweise wider. Und da bringt es dich nicht im Geringsten weiter, den Anderen anzugehen, weil er durch und durch falsch reagiert hat und du das arme, verletzte Opfer bist.

Versuche bei dir zu bleiben und nutze die Gelegenheit, wenn jemand deine Gefühle triggert bzw. aus deiner Sicht
dich falsch behandelt hat, um zu verstehen, was du wirklich fühlst und warum. Was denkst du wirklich und warum?
Sind deine Gedanken wirklich reine Fakten oder unterstellst du dem Anderen einfach etwas, weil du glaubst, sicher zu sein, dass es die einzige Erklärung ist?

Hat wirklich der Andere deine Gefühle ausgelöst oder waren sie vorher schon am Brodeln?

Werde achtsam im Umgang mit dir selbst. Werde dir bewusst, wenn du eigentlich am Limit bist oder Gefühle und Ängste hast, die angeschaut werden wollen, anstatt die Schuld im Außen zu suchen.

Zusammenfassung:

1. Was dich am Anderen stört, ist ein Hinweis auf deine Gefühle. Konzentriere dich auf deine Gefühle und nicht auf Schuld beim Anderen suchen.

2. Wenn du in irgendeiner Form Schmerz empfindest, solltest du deine Gefühle und das Warum genauer anschauen und dich nicht auf den scheinbaren Auslöser deiner Gefühle konzentrieren.

3. Wir sind andauernd am Bewerten und Urteilen. Werde achtsam für dein eigenes Urteil, weil hier deine Gefühle ausgelöst werden. Nur weil du aufgrund deiner Einstellung und deines Filters eine Situation bewertest, muss das so in der Form nie stattgefunden haben. Es ist nur deine persönliche Interpretation, die deine Gefühle auslöst.

4. Dich auf dich konzentrieren bedeutet nicht, dass du die Schuld bei dir suchst. Es gibt so gesehen keine Schuldfrage.
Es bedeutet, dass du anerkennst, dass dein Gegenüber auch nur ein Mensch ist, der seine eigenen Gefühle und Gründe hat zu reagieren, wie er es eben tut. In den meisten Fällen ist es unwahrscheinlich, dass er deine Gefühle wirklich bewusst verletzen wollte. Er hat einfach nur mit sich selbst zu tun und war vielleicht etwas unachtsam.

5. Mache dir bewusst, dass du auch schlechte Tage hast. Wenn an so einem Tag deine Gefühle hochkochen, lag es selten am "Auslöser", sondern es haben sich einfach zu viele Gefühle bei dir angestaut, die angeschaut und zugelassen werden wollen.

6. Werde achtsam für deine wahren Gefühle und das in jeder Situation. Deine Gefühle gehen nicht weg, nur weil du sie zeitweise unterdrückst und dir einredest, funktionieren zu müssen.

7. Die tatsächlichen Fakten sind meistens nur: Es gab eine Interaktion mit jemand oder ein Ereignis und dadurch wurden deine Gefühle ausgelöst. Dass du über eine Person oder ein Ereignis ein Urteil triffst, beweisen willst, warum es deine Gefühle ausgelöst hat, das findet alles nur in deinem Kopf statt. Dass du etwas Negatives in die Person oder Situation hineinliest, geht ebenfalls von dir aus und sind deine Gedanken und Gefühle.

8. Übernehme Verantwortung für deine Gefühle. Mache dir bewusst, welche Gedanken(ketten) bei dir im Schnelldurchlauf ausgelöst wurden und schaue genauer hin, dass diese subjektiven Gedanken eben deine Gefühle ausgelöst haben.

9. Es gibt keine Schuldfrage und du bildest dir nichts ein. Aber es sind deine Gefühle und du hast die Aufgabe, dich und deine Gefühle zu verstehen. Welcher heimliche Zweifel, welche innere Überzeugung lässt dich bereitwillig glauben, dass etwas gegen dich gerichtet sein muss?

10. Welcher Anteil in dir und warum fühlt sich verletzt? Schaue mit dem Herzen und nicht mit dem Verstand auf deine Gefühle.

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