Selbstliebe in der Tiefe

Setzt man sich mit Persönlichkeitsentwicklung auseinander, gibt es die wirklich offensichtlichen Anzeichen für Selbstliebe Probleme. Wenn du dich jeden Tag selbst verdammst, überzeugt bist, dass alles, was du anfasst, scheitern wird,
ist es naheliegend, dass Probleme u.a. im Bereich der Selbstliebe und mangelnden Selbstakzeptanz vorliegen.

Allerdings gibt es noch eine tiefere Ebene von Selbstablehnung, die weniger offensichtlich ist.

Bei Selbstliebe oder auch Selbstvertrauen denkt man in diesem Bereich wenn dann an die wirklich großen Probleme.
Eine Gefahr besteht, wenn du durchaus selbstbewusst bist, deine Überzeugungen kennst und dich auch für dich einsetzt.

Selbstvertrauen und Selbstliebe werden gerne wie ein und dasselbe Thema behandelt. Du assoziierst vielleicht mit mangelnder Selbstliebe eine unsichere Opfermentalität. Jemand, der unsicher ist und seine Grenzen nicht schützen will oder kann. Trifft das bei dir nicht zu, bist du das Gegenteil, also selbstbewusst. Und lehnst automatisch die Möglichkeit ab, dass du Selbstliebe Probleme haben könntest.

Doch was genau ist mit Selbstliebe gemeint? Das Wort bekommt schnell einen abstrakten oder esoterischen Touch. Selbstliebe bedeutet eben nicht, dass du dich selbst jede einzelne Minute des Tages lieben bzw. bejubeln musst. Selbstliebe ist nichts anderes als dich selbst in allen Lebenslagen völlig zu akzeptieren und wertzuschätzen. Selbstliebe bedeutet nicht Selbstvertrauen.

Du kannst bis zu einem gewissen Grad Selbstvertrauen haben, indem du weißt, wer du bist, deine Werte kennst und lebst. Und trotzdem kannst du dich gleichzeitig ablehnen bzw. nicht ausreichend akzeptieren und tatsächlich mangelnde Selbstliebe haben.

Um das Thema völlig zu meistern, musst du aufhören, in Extremen zu denken und verstehen, was der wahre Kern
von Selbstliebe ist.

Immer, wenn du glaubst, nicht genug geleistet zu haben, um bewusste Anerkennung zu verdienen, lehnst du dich selbst eigentlich ab und verpasst deiner Selbstliebe einen Tritt. Dich abzulehnen bzw. nicht richtig zu akzeptieren ist
mangelnde Selbstliebe.

Wir bemerken nicht, dass es uns (immer noch) an Selbstliebe fehlt, weil wir aus unserer Sicht gute Gründe für unser Verhalten haben und uns "ganz normal" verhalten.

Wenn wir uns immer so verhalten haben, ist es schwer zu erkennen, dass bei uns was falsch läuft oder Selbstliebe fehlen würde. In unseren Augen ist alles normal und du meinst vielleicht, es müsse doch offensichtlich sein, wenn es wirklich um Selbstliebe ginge. Nur weil du glaubst gute Gründe zu haben, heißt das nicht, dass du richtig mit dir selbst umgehst und genügend Selbstliebe hast.

Und das wirklich Gemeine ist, dass die meisten von uns dieses Denkmuster von klein auf lernen.
Nur wenn du etwas leistest, bist du es wert, geliebt zu werden. Wie sollte mit so einem "Wissen" Selbstliebe möglich sein? Wenn du dich falsch verhältst, wirst du von den Eltern bestraft und bekommst Liebesentzug. Wir saugen das von klein an auf, dass nur korrektes Verhalten, wenn etwas "geleistet" wurde, mit Liebe und Anerkennung belohnt werden darf.

Wir übertragen das früh Gelernte auf unsere heutige Selbstliebe. Einfach so darfst du dich nicht lieben, nur wenn du alles perfekt und richtig machst. Und genauso auf unsere Selbstanerkennung, die elementarer Teil der Selbstliebe ist. Anerkennung bekommt man nicht einfach so, sondern nur, wenn du etwas wirklich gut gemacht hast.

Daraus haben wir gelernt, dass wir uns niemals einfach so wertschätzen dürfen, außer wir haben schon wirklich etwas geleistet. Wir haben direkt gelernt, wie schlechte Selbstliebe geht. Einfach so für Kleinigkeiten selbst wertschätzen,
ist undenkbar.

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Genauso ganz schlimmes Erbe aus deiner Kindheit sind Sätze wie "Ruhe dich nicht auf deinen Lorbeeren aus" /
"Wer mit sich zufrieden ist, entwickelt sich nicht mehr weiter", "Zu viel Eigenlob stinkt", "Stolz für deine Leistungen empfinden ist Arroganz".

Die Intention mag gut gewesen sein, doch was für furchtbare Glaubenssätze zum Thema Selbstliebe bilden sich hier für dein späteres Erwachsenenleben. Du wurdest teilweise direkt programmiert auf mangelnde Selbstliebe, doch du kennst es eben nicht anders. Du empfindest intuitiv Scham, wenn du tatsächlich mal stolz auf eine Leistung bist, denn es könnte ja nicht genug gewesen sein.

Du strebst ständig nach mehr, machst dir Druck, kannst nicht zufrieden mit dem aktuellen Stand sein und keine Wertschätzung und Selbstliebe empfinden, weil du unbewusst gelernt hast, dass Zufriedenheit und Akzeptanz der Beginn vom schlechter werden und Scheitern sind.

Deine mangelnde Selbstliebe zieht sich durch alle Schichten.

Du hast sehr hohe Erwartungen an dich und erkennst bei in deinen Augen kleineren Leistungen deinen Erfolg nicht an.
War eben nichts Besonderes, das heißt natürlich nicht, dass bei dir was falsch laufen könnte. Du hast doch kein Problem mit Selbstliebe.

Das Hochstapler-Syndrom spielt hier auch mit rein. Das geht teilweise einfach tiefer, als nur Selbstzweifel und mangelndes Selbstvertrauen zu haben. Hier geht es ebenfalls um Selbstliebe. Deine Leistung kommt dir einfach nicht gut genug vor, als dass du dafür Anerkennung verdient hättest. Du zweifelst dich nicht an.
Du bist dir völlig sicher, dass deine Leistung nichts Besonderes war, vielleicht weil es dir sehr leicht fiel.
Hier ist antrainierte mangelnde Wertschätzung und Selbstliebe das eigentliche Thema.

Und in Folge der mangelnden Selbstliebe hast du sehr hohe Erwartungen an dich und solange du diese nicht erfüllst, hast du in deinen Augen die Anerkennung nicht verdient. Bekommst du sie trotzdem von außen, gibt dir dieser Konflikt zwischen deiner Innenwahrnehmung und dem Außen im Extremfall das Gefühl, ein Betrüger zu sein.

Und das bedeutet nicht automatisch, dass dein mangelndes Selbstbewusstsein dich verzerrt wahrnehmen lässt.
Dass es doch nicht um Selbstliebe, sondern nur um Selbstbewusstsein geht. Dir ist völlig bewusst, dass du etwas geleistet hast. Du nimmst auch wahr, wenn andere das loben. Du kannst es nur selbst nicht empfinden, du kannst keine Selbstliebe aufbringen.

Du hast einfach mehr von dir erwartet und hat es keine Relevanz, was andere dazu sagen. Es kommt dir aus Überzeugung nicht genug vor. Weil du zu sehr verinnerlicht hast, dass nur außergewöhnliche Leistungen Wertschätzung verdienen und selbst da immer schön sorgsam dosieren, nie zu zufrieden sein.

Du hast in deinen Augen keine Selbstliebe verdient, weil du davon ausgehst, du müsstest Selbstliebe erst erlaubt bekommen durch eine bestimmte Leistung.

Der Kern ist, dass viele von uns das von klein an gelernt haben, dass Wertschätzung über Selbstliebe wurde gar nicht erst geredet, nur erlaubt ist, wenn du wirklich etwas Besonderes geleistet hast. Weil jedes andere Verhalten vermeintlich Faulheit fördern und Weiterentwicklung stoppen würde.

Es könnte nicht verkehrter sein.

Doch das ist es, was als Glaube verbreitet ist und früh gelernt wird. Wie du die Kernelemente von Selbstliebe möglichst wenig anwendest, dafür Gründe findest und das für die Normalität hältst. Du hast nicht nur nicht gelernt, wie Selbstliebe geht, du hast eben gezielt gelernt, wie Selbstliebe nicht geht.

Und weil man bei Selbstliebe entweder schnell an Spiritualität und "alles ist Liebe" Prediger denkt oder eben an extreme Opfer Mindsets, wo zusätzlich auch kein Selbstbewusstsein ist, sieht man einfach nicht die offensichtlichen Anzeichen
bei sich selbst.

Dass mangelnde Selbstliebe eben auch bedeuten kann, sich regelmäßig Anerkennung und Wertschätzung vorzuenthalten und dafür auch noch andauernd Ausreden zu finden ("Ich habe ja nichts Besonderes geleistet"). Eine gewisse Chance hat man, wenn man zwar durchaus Selbstbewusstsein hat, aber sich dennoch aktiv abwertet, weil man vermeintlich nicht genug geleistet hat.

Hier ist die Selbstliebe Thematik theoretisch wieder sehr deutlich.

Aber du musst dich nicht selbst fertigmachen, um dich abzulehnen. Es führt zum selben Thema am Ende, wenn du dir "nur" ständig die Anerkennung verweigerst und dir selbst noch erklärst, dass es nichts mit mangelnder Selbstliebe zu tun hat, nur weil du dich nicht ständig lobst.

Auch hier ist ein verbreitetes Missverständnis. Wertschätzen und anerkennen heißt nicht, dass du dich selbst fürs Kaffeetrinken loben sollst. Anerkennen heißt, dass du siehst, dass du etwas erledigt oder erreicht hast. Die Frage ist einfach nicht, ob du hättest besser sein können. Du hast selbst an das Thema Selbstliebe viel zu hohe Erwartungen und
schmetterst es darum ab.

Sehe hin und erkenne an, dass du etwas getan hast. Das kann manchmal auch bedeuten, stolz darauf zu sein, dass du an einem deprimierten Tag irgendwie aus dem Bett gekommen und zur Arbeit gegangen bist. Wertschätze dich für jeden kleinen Moment, fange an, Selbstliebe aktiv umzusetzen.

Die Angst ist, dass man sich zu wenig Anforderungen stellt, unmotivierter wird und schlechtere Leistung bekommt.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Sich ausreichend wertzuschätzen, anzuerkennen, was du jeden einzelnen Tag leistest,
aktiv an deiner Selbstliebe zu arbeiten, ist der größte Booster, den du kriegen kannst. Du bist viel produktiver, wenn deine Arbeit / Tätigkeiten wertgeschätzt werden und dafür brauchst du niemand anderen als dich und ein bisschen Selbstliebe.

Ja, es kann in anderen Situationen ein Selbstwertthema sein und die Themen hängen eh alle eng zusammen. Doch hier ist der Punkt, du kannst ein selbstbewusster Mensch sein und trotzdem in deinen Augen selten gut genug sein, um deine Anerkennung verdient zu haben.

Genauso kann es situationsbedingt mangelnde Selbstliebe geben. Im Grunde ist die mangelnde Selbstliebe immer da und wird aber nur gelegentlich getriggert. Doch du nimmst sie eben erst wahr, wenn sie dir in die Quere kommt. Und dieses gelegentliche Erkennen, es könnte um Selbstliebe gehen, wird ebenfalls schnell abgeschmettert, weil es ja nicht immer der Fall ist und du meistens gar kein Problem hast. Also kann es ja nicht um Selbstliebe gehen.

Doch tut es.

Wir könnten viele unserer mentalen Probleme oder Defizite selbst lösen, wenn wir nur genau hinsehen und aufhören würden, Ausreden zu finden, warum unser Verhalten begründet ist und es somit nicht um Selbstliebe (oder anderes) gehen kann. Wir legen uns selbst die Fessel um, immer wieder.

Zusammenfassung:

1. Selbstbewusstsein ist nicht dasselbe wie Selbstliebe. Die Bausteine hängen eng zusammen, doch du kannst selbstbewusst sein und trotzdem an mangelnder Selbstliebe leiden.

2. Selbstliebe bedeutet nicht, sich wörtlich lieben oder ständig loben zu müssen. Selbstliebe bedeutet freundlicher Dialog mit sich selbst, dich selbst akzeptieren auch in vermeintlich schlechten Momenten. Konzentriere dich auf deine erbrachte Leistung und nicht das, was vermeintlich fehlt. Wertschätze dich, erkenne dich an - das ist Selbstliebe.

3. Selbstliebe bedeutet nicht, dass dir alles gelingen oder du immer glücklich sein musst. Selbstliebe bedeutet aufhören in den Widerstand gegen dich selbst zu gehen und dir selbst auch mal die Hand halten, egal was kommt.

4. Fange an dich zu feiern für jeden kleinen Schritt. Warum ist es das Normalste der Welt, andere zu unterstützen, aber nicht dich selbst? Warum wird da Skepsis oder sogar Ablehnung ausgelöst, wenn von mehr Selbstliebe die Rede ist?

5. Selbstliebe bedeutet nicht Egoismus oder Narzissmus. Wir sind einfach nur daran gewöhnt, uns ausschließlich bei wirklich bedeutenden Anlässen selbst zu wertschätzen, wenn überhaupt und bloß nicht zu viel.

6. Werde zu deinem größten Fan. Wie soll jemand anderes von dir überzeugt sein und deine Leistung wertschätzen, wenn du es selbst nicht tust? Wie sollen andere dich lieben, wenn du kaum Selbstliebe spürst?

7. Registriere, dass du es einfach nicht anders gelernt hast. Dass du glaubst, dass Liebe und Wertschätzung erst verdient werden muss. Das ist nichts weiter als ein Glaubenssatz. Du musst dir Selbstliebe nicht erst verdienen. Du musst nicht erst ein größeres, stärkeres Ich werden, eh du dich wertschätzen darfst. Du darfst und solltest Selbstliebe, Selbstakzeptanz in jedem einzelnen Moment praktizieren.

8. Selbstliebe macht dich zu einem besseren Menschen auf allen Ebenen. Zu viel Wertschätzung, Selbstüberschätzung lässt dich im schlimmsten Fall einmal richtig stürzen und danach weißt du es eben besser. Doch zu wenig Anerkennung sorgt dafür, dass du es gar nicht erst versuchst, dass du bei vielen automatisch von ausgehst, dass es nicht möglich für dich wäre.

9. Es gibt viele feine Nuancen von Selbstablehnung. Glaube nicht, dass es nicht um Selbstliebe geht, nur weil du keinen offenen Selbsthass hast.

10. Zu erkennen, dass du an deiner Selbstliebe arbeiten musst, ist Erfolg und keine Niederlage! Du hast das konkrete Problem erkannt und tust jetzt etwas für dich und deine Selbstliebe. Feiere dich für die Erkenntnis.

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